Länderauswahl:
Du wurdest von unserer Mobile-Seite hierher weitergeleitet.

Test - Hades 2 : Im Test: Bei den Göttern, so muss Early Access aussehen!

  • PC
Von  |  | Kommentieren

Das erste Hades (Test) schlug 2020 ein wie Zeus’ Blitz. Kein Wunder, denn das Roguelite von Supergiant Games (Bastian, Transistor) verknüpfte den sich ewig wiederholenden genretypischen Gameplay-Loop mit einer überraschend tiefschürfenden Story, grandioser Musik, famoser Optik und präzisen und fordernden Kämpfen. Bei all diesen Superlativen muss der kürzlich überraschend in den Early Access gestartete Nachfolger gleichziehen oder sie idealerweise sogar überflügeln – und er ist auf dem besten Weg dorthin.

Der erste Run in der Haut von Melinoë fühlt sich angenehm vertraut an. Wie ihr Bruder Zagreus, der Held des ersten Teils, dasht sie im Affenzahn durch die Gegend, anstelle eines Schwertes nutzt sie in den Kämpfen einen Hexenstab. Der bietet etwas mehr Reichweite und fungiert als guter Allrounder, insgesamt bietet Hades II im Moment sechs Waffen, die unterschiedlicher kaum ausfallen könnten. Explodierende Totenschädel, eine fette Axt, flinke Doppeldolche und magische Feuerbälle, hier ist für jeden und jede etwas dabei. So vertraut sich diese ersten Minuten auch anfühlen mögen, mit fortschreitender Spieldauer fallen immer mehr Änderungen im Vergleich zum Erstling auf, je weiter ich in Richtung Tartarus düse.

Im Kreis rennen

Im Laufe des zweiten Runs manifestiert sich endlich, was sich an Hades II so anders anfühlt. Im Gegensatz zu ihrem Bruder verfügt Melinoë über keinen doppelten Dash, sie weicht nur einmal aus und rennt anschließend im Sprint durch die Arena. Passend dazu beeinflussen die neuen Skills, die euch abermals von diverse Göttern der griechischen Mythologie spendiert werden, nicht den flinken Ausweichschritt, sondern den Sprint. Wollt ihr also euren Feinden mit einem Wirbelsturm den Lebensbalken dezimieren, müsst ihr um sie herum spurten. Das fühlt sich zu Beginn nicht gerade intuitiv an, geht mit jedem neuen Kampf aber immer mehr in Fleisch und Blut über.

Eine nicht zu unterschätzende Ergänzung für diese Änderung ist Melinoës Bannkreis, ein Zauberspruch, mit dem sie Gegner in einem bestimmten Bereich festsetzt. Durch Run-spezifische Upgrades verursacht er in seinem Wirkungsbereich sogar elementaren Schaden, was sich hervorragend mit anderen Skills und Angriffen verbinden lässt, wie eben besagtem Sprint.

Im Vergleich zu ihrem Bruder setzt Melinoë auf mehr Magie, sogar einen eigenen Mana-Balken hat sie. Dieser leert sich durch aufgeladene Manöver, mit denen eure Angriffe beispielsweise auch weiter entfernte Feinde treffen oder sich zu wuchtigen Wirbelattacken transformieren. Die Leiste füllt sich normalerweise nur beim Wechsel in das nächste Zimmer, durch spezielle Items regeneriert sie sich bis zu einem gewissen Grad aber auch automatisch oder ihr prügelt dank Skills Mana-Orbs aus euren Feinden heraus.

Als Veteranen und Veteraninnen des ersten Teils fühlt ihr euch sofort zu Hause: Abermals kämpft ihr euch schrittweise durch die zufällig aneinandergewürfelten Räume mit dem Ziel, möglichst viele Ebenen hinabzusteigen. Aber auch Neueinsteiger mit Action-Rollenspiel-Vergangenheit finden sich flott zurecht. Seid allerdings gewarnt, denn der Schwierigkeitsgrad fällt erwartungsgemäß knackig aus. Es gehen sicherlich einige Stunden ins Land, bis ihr den Endboss auch nur zu Gesicht bekommt.

In den Dungeons trefft ihr übrigens nicht nur auf bekannte wohlgesinnte Gottheiten wie Zeus und Artemis, auch neue Figuren wie die charmante Mini-Spinne Arachne geben sich die Ehre. Diese webt neue Seidenklamotten, die euch mit Rüstungspunkten und Effekten versorgen, aber Achtung: Nach zu vielen Treffern gehen die Teile kaputt und damit sind auch die Buffs dahin.

Besonders viel Gas gibt Hades II selbstverständlich bei den Bossen, die am Ende einer jeden Ebene des Tartarus auf euch lauern. Sie alle hauen mächtig drauf und ihre Angriffsbombardements sorgen dafür, dass ihr euch teilweise wie in einem Bullet-Hell-Shooter fühlt. Besonders großartig fallen die Sirenen aus, die als eine Girlband inklusive Instrumente daherkommen, aber auch Hekate ist nicht zu unterschätzen. Nicht zuletzt, weil die griechische Göttin der Wegkreuzungen einen immens wichtigen Part in der Story einnimmt.

Zurück in die Hölle

Die Handlung setzt direkt nach dem Vorgänger an. Melinoë steht der Sinn nach Rache, denn ihr Opa Kronos hat es sich auf dem Thron der Unterwelt bequem gemacht. Da sollte ja eigentlich Hades hocken, euer Papa, sein Sohn. Doch den hat der Titan der Zeit höchstselbst vom Königssessel geprügelt und das könnt ihr als gute Tochter nicht stehen lassen.

Abermals schafft es Supergiant Games geradezu meisterhaft, die Story-Stränge in die Roguelite-Mechanik einzuweben. Trefft ihr in den Untiefen der Unterwelt auf Götter, haben sie stets einen bissigen Kommentar zum aktuellen Geschehen abzugeben. Nicht selten beziehen sich ihre Kommentare auf euren letzten Anlauf oder eure Ausrüstung, so referenzieren sie nur allzu gerne die aktuell ausgerüstete Waffe oder welcher Gegner euch zuletzt totgeprügelt hat.

Nach dem siebenten Run fiel mir insgesamt mehr Dynamik bei den NPCs auf. Nemesis beispielsweise verlässt auch immer wieder das Hubgebiet und versucht, vor euch Kronos in die ewigen Jagdgründe zu schicken. Weil ihr in der Unendlichkeit alle Zeit der Welt habt, gibt es in Hades II deutlich mehr in eurer Basis zu tun. Teilweise fühlt es sich fast schon nach einer Lebenssimulation an, wenn ihr Samen einpflanzt oder unterwegs Erze abbaut, um damit neue dauerhafte Upgrades zu craften. Das passt nur bedingt zum flotten Spielablauf, mich störten die entschleunigenden Elemente aber keineswegs. Im Gegenteil, nach einem Run, der etwa eineinhalb Stunden geht, fühlt es sich gerade richtig an.

Besonders clever fällt die neue Mechanik der Arkana-Karten aus. Durch diese erhaltet ihr Lebensregeneration, dürft Raum-Belohnungen neu auswürfeln oder springt dem Tod einmal von der Schippe. Allerdings müsst ihr haushalten, denn ihr habt ein Limit, wie viele Karten ihr ausrüsten dürft. Außerdem schaltet ihr sie erst nach und nach frei, eine gewisse taktische Komponente bei der Auswahl ist definitiv gegeben.

Falls ihr euch schon die ganze Zeit wundert, warum ich nicht auf Early-Access-typische Einschränkungen eingehe: Mir fielen schlicht und ergreifend keine auf. Laut Supergiant Games umfasst die aktuelle Fassung zwar nur die Hälfte des Umfangs des fertigen Spiels, es übertrifft aber jetzt schon den Erstling in Sachen Content. Denn wenn ihr dachtet, der Abstieg in die Unterwelt markiere das Ende der Reise, dann habt ihr euch massiv geschnitten. Schließlich gibt es da ja noch den Berg Olymp ...

Hades II - Trailer zum Early-Access-Start

Ganz überraschend schickte Supergiant Games das Roguelite-Action-Rollenspiel Hades II kürzlich in den Early Access. Dieses Video stellt die aktuellen Inhalte vor.

Perfekt ist Hades II im aktuellen Zustand freilich noch nicht, aber es mangelt an nicht mehr viel. Hier und da fehlen Charakter-Poträts und manche Icons sind ganz klar Platzhalter, aber diese Kleinigkeiten fallen so selten aus, dass sich ein No Rest for the Wicked im aktuellen Zustand peinlich berührt im Busch versteckt.

>> Die brechen jeden: Top 10 der besten Rogue-likes <<

Selbiges gilt doppelt und dreifach für die Performance des Spiels. Aktuell steht Hades II nur auf dem PC via Steam und Epic Games Store zur Verfügung und läuft auf jedem meiner Testsysteme ohne Beanstandungen. Auch auf dem Steam-Deck rauscht ihr mit großartigen 60 Bildern pro Sekunde durch die Verliese, Einbrüche merkte ich zu keinem Zeitpunkt.

Grafisch präsentieren sich die neuen Gebiete von Hades II wieder einmal in schönster Comic-Optik, dazu peitscht euch der grandiose Soundtrack aus der Feder von Darren Korb abermals durch die Arenen. Die englischen Sprecher bringen ihre Emotionen gewohnt packend rüber und die deutsche Textübersetzung leistet sich kaum Aussetzer. Kurzum, das Spiel ist ein audiovisueller Hochgenuss!

Fazit

Dennis Hilla - Portraitvon Dennis Hilla
Schon im Early Access ist Hades II eines der großen Indie-Highlights dieses Jahres

Wie vermutlich jeder andere Indie-Kuschler auch habe ich haufenweise Zeit mit Zagreus im ersten Hades verbracht. Nicht nur brachte Supergiant Games das Prinzip von Roguelite-Action-Rollenspielen auf einen fast perfekten Stand, auch die dynamisch erzählte Geschichte faszinierte mich zwischen den Runs immer wieder aufs Neue. Als dann Hades II überraschend und ohne große Vorankündigung im Early Access landete, überholte ich sogar Hermes bei meinem Sprint in den Steam Store.

Und was soll ich nach mittlerweile 20 Runs sagen? Die Entwicklerinnen und Entwickler übertreffen sich tatsächlich selbst! Alles fällt einen Ticken größer, polierter und ja, auch besser aus. Puristen vermissen vielleicht den doppelten Dash von Zagreus, Melinoës Sprint bietet aber seine ganz eigenen Möglichkeiten. Die dauerhaften Upgrades sind spannend und abwechslungsreich, selbiges gilt für die Waffen – auch wenn ich hoffe, dass wir im fertigen Spiel noch mehr als nur sechs Knüppel kriegen.

>> Die brechen jeden: Top 10 der besten Rogue-likes <<

Schon im aktuellen Zustand steckt Hades II nicht nur viele Genre-Konkurrenten gnadenlos in die Tasche, es zeigt auch, wie Early Access aussehen sollte. Kaum Bugs, starke Performance, viele Inhalte. Für mich katapultiert sich der Titel direkt auf die Liste der Game-of-the-Year-Anwärter, und wenn ihr den Vorgänger kennt, ist der Kauf ein No-Brainer. Außer vielleicht, ihr wollt das Ende der Story erleben, das fehlt aktuell nämlich noch. Aber auch so bietet Hades II mehr als genug Inhalt für Dutzende Stunden.

Kommentarezum Artikel