Test - NHL 2005 : Spiel der Woche 40/04
- Xbox
Fast wie im wirklichen Leben
Das eigentliche Geschehen findet natürlich wieder auf dem Eis statt und nicht hinter den Kulissen. Wie üblich glänzt EA mit einer fantastischen Präsentation, die optisch kaum noch Wünsche offen lässt und die Atmosphäre der NHL-Arenen ungemein intensiv rüberbringt. Die Animationen sind noch etwas vielfältiger und flüssiger, die Spieler wirken noch etwas detaillierter und auch kleinere Details wurden nicht vernachlässigt: seien es die Spieler, die nach einem Tor mit den Schlägern die Bande betrommeln, jubelnde Zuschauer, verzweifelnde Coaches oder auch nur eine Auszeichnung eines Spielers vor einem Match. Nett auch, dass zwischendurch auch mal eine Zeitung eingeblendet wird, wenn ihr mal ein Shutout im Spiel geschafft habt.
Der rockige Soundtrack passt perfekt zur Atmosphäre und die Geräuschkulisse auf dem Eis und im Stadion ist weiterhin unübertroffen. Nur schade, dass die englischen Kommentare der Sprecher nahezu haargenau denen des Vorgängers entsprechen. Hier hätte ich mir schon etwas mehr Abwechslung gewünscht, zumal die Kommentare nicht immer 100-prozentig zur Situation passen.
Neues auf dem Eis
Ähnlich wie der Sound, stellt sich auch das Gameplay dar. Statt lediglich die Schwächen des Vorgängers auszumerzen, wie die seinerzeit grauenhafte Abwehr-KI, wurde hier ziemlich verschlimmbessert. Puck-Physik, Laufverhalten, Tempo und Steuerung sind weiterhin oberste Liga. Neu dabei ist eine Open-Ice-Steuerung ähnlich wie bei 'FIFA', mit der ihr auch mal die Kontrolle über einen nicht den Puck führenden Spieler übernehmen und euch Pässe schicken lassen könnt oder andere Spieler zum Schuss oder zur Unterstützung auffordert. Das geht mit etwas Übung auch recht gut von der Hand, über die Notwendigkeit kann man sich allerdings streiten - Tore kann man auch so schießen. Profis werden sich über das Feature auf jeden Fall freuen, ermöglicht es doch auch komplexere Spielzüge.
Ebenfalls neu ist, dass ihr beim Bully eine von drei Varianten auswählen könnt (aggressiv, Standard, zurückhaltend), um eure Mannen der Situation entsprechend zu formieren. Das Timing beim Bully selbst ist dagegen nun ziemlich verwaschen, meist reicht Button-Smashing kombiniert mit etwas Glück, um den Bully zu gewinnen. Spieltaktiken und Reihenwechsel können weiterhin simpel und on-the-fly mittels Richtungskreuz vorgegeben werden. Des Weiteren wurde die Skating-Engine überarbeitet, die Spieler reagieren nun noch etwas direkter auf eure Steuerung und bewegen sich auf dem Eis flüssiger.
Hart, härter, NHL
Die KI der Abwehr wurde deutlich verbessert, die Spieler versuchen nun mehr, den Gegner auch wirklich am Schuss zu hindern und die Zone vor dem Tor zu decken - je nach euren taktischen Anweisungen. Die Goalies sind weiterhin recht stark, wirken aber dank relativ häufigen Rebounds auch realistischer. Das Stellungsspiel klappt etwas besser, auch wenn die eigenen Mannen im Sturm doch manchmal etwas hinterherhinken. Auffallend ist allerdings speziell in den niedrigeren Schwierigkeitsgraden das doch recht harmlose Spiel der Gegner. Ernsthafte Angriffe kommen kaum zustande, zumal ihr die gegnerischen Spielzüge eurerseits mit vielen Checks recht simpel zunichte machen könnt.
Das ist auch das Hauptärgernis an 'NHL 2005' - der Verlust der Spielkultur. In den Standard-Einstellungen gehen die Gegner äußerst rabiat an den Mann, Checks gibt es im Sekundentakt, so dass man quasi gezwungen ist, selbst derart aggressiv an die Sache heranzugehen. Vernünftige Spielzüge sind so kaum möglich, jedenfalls nicht, ohne an den Schiebereglern für die KI-Einstellung herumzuschrauben. Ähnlich seltsam agieren die Schiedsrichter - mal wird gepfiffen, was das Zeug hält, wobei dann aber oft Kleinigkeiten zu Zeitstrafen führen, während unfaire Checks nicht geahndet werden. Ein Hochdrehen der Schiri-KI bewirkt nur, dass sowohl ihr als auch eure Gegner kaum mal in vollständiger Besetzung auf dem Eis sein werdet. Erhebliche Mankos im Balancing der Standard-Einstellungen also, die nur durch manuelles Optimieren der KI-Einstellungen behoben werden können - aber nicht jeder will sich damit beschäftigen.
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